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Immer noch das leidige Hebammenthema

Gerade war ja Frauentag und da fiel mir ein Text ein, welchen ich 2015 verfasst habe.

Drei Jahre sind seitdem vergangen, die Situation hat sich in den letzten drei Jahren dramatisch zu gespitzt:

Viele Hebammen haben Ihren Job an den Nagel gehängt.

Viele der Frauen die damals sagten: „Interessiert mich nicht, ich will eh keine Hausgeburt“, spüren nun doch auch Auswirkungen der Misere.

Kleinere Kreissäle schließen und die wenigen Hebammen die noch geblieben sind, sind so ausgebucht das Sie viele Absagen für Vorsorge und Wochenbett geben müssen.

Nun läuft wieder eine Petition- Sie endet heute und hat nicht mal annähernd ausreichend Unterschriften erreicht.

Immer mehr Frauen gebären Ihre Kinder in Autos, auf Parkplätzen und Raststätten. Nicht etwa, weil Sie das als selbstbestimmt erachten- sondern weil Sie von einer Klinik abgewiesen wurden oder der nächste Kreissaal zu weit entfernt ist. Die nächste Hebamme, zu weit weg oder war schon lange ausgebucht.

Das ist der Text welchen ich damals geschrieben habe für unser örtliches Theater, dort wurde er von einem Schauspieler am Frauentag vorgelesen.

Nachdem in den letzten Jahren die Haftpflichtversicherungsbeiträge nun bis zu einem Beitrag von über 5000 € angestiegen sind, und bereits viele Hebammen Ihren Beruf dadurch nur noch eingeschränkt, also ohne Geburtsbetreuung ausüben konnten, hat nun der letzte große Versicherer das Ende der Haftpflichtversicherung für Hebammen angekündigt.

Wen wundert es auch das man bei gerade mal sieben bis acht Euro Stundenlohn, einen so horrenden Betrag nicht aufbringen kann!

Im Klartext, ist all das gleich zu setzen mit einem Berufsverbot für Hebammen ab 2015.

Es bedeutet auch, dass es weder Vor- noch Nachsorge durch eine Hebamme mehr geben wird.

Auch die komplette außer klinische Geburtshilfe ist damit Geschichte.

Wer bereits einmal Mutter geworden ist, weiss das eine Hebamme so viel mehr leistet als oft angenommen wird.

Sie begleitet Frauen mit Kinderwunsch, Sie ist die Ansprechpartnerin zu allen Themen in der Schwangerschaft, Sie begleitet junge Familien in der wichtigsten ersten Zeit, wenn Mutter, Vater Kind sich völlig neu ordnen müssen. Sie deckt Bereiche ab, die durch kein anderes Berufsfeld aufgefangen werden könnten. Die Hebamme ist Expertin für Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt und erste Babyzeit. Kein anderer schulmedizinischer Beruf bildet genau dahin gehend so aus, ist so kompetent für genau diese Zeit.

Ab Mitte 2015 können Eltern mit all Ihren Fragen entweder zwei bis drei Stunden im Wartezimmer Ihres Arztes verbringen oder sich an den Gesundheitsminister wenden.

Und die Fragen die aufkommen sobald das Thema Kind aufkommt werden immer mehr.

Sie wachsen proportional zu unserer sinkenden Geburtenrate und der steigenden Kaiserschnittrate.

In unserem Grundgesetz, im Mutterschutzgesetz ist es verankert das die Geburt und Schwangerschaft von einer Hebamme betreut werden. Auch die freie Wahl des Geburtsortes ist dort verankert.

Ich möchten Sie nicht dazu anhalten, sich für die Erhaltung des Berufs der Hebamme einzusetzen.

Vielmehr würde ich mir gerade heute, am Frauentag, wo wir uns als Frauen feiern lassen, wünschen, dass wir voller Selbstvertrauen für das einstehen was wir sind!

Eine der wohl größten besonderen Gaben die wir als Frau unser Privileg nennen dürfen ist es Leben entstehen zu lassen, es schenken zu können. Mehr als das, in unseren Händen liegt ein gewaltiges Stück Zukunft.

Nach und nach zeigen uns immer neue Erkenntnisse auf, welch großen Einfluss die Zeit im Mutterleib, die Geburt und die ersten drei Lebensjahre auf unser komplettes Leben nehmen.

Wir können die Ausmaße der großartigen Bedeutsamkeit all dessen jedoch immer noch nur erahnen.

Wenn ich mir etwas für Frauen zum Frauentag wünschen könnten dann wäre es Anerkennung. Wie soll eine Gesellschaft, in welcher Frauen in Ihrer ganzen Weiblichkeit unerkannt bleiben, mit der Fähigkeit Leben zu empfangen, zu schenken und dieses sicher und stark fürs Leben zu machen, keinen hohen Stellenwert haben, den Beruf der Hebammen anerkennen? Es gibt folgenden Spruch:" die Hand an der Wiege bewegt die Welt"...Das Ausmaß dieser mangelnden Selbsterkenntnis und Anerkennung können wir nach und nach nur ansatzweise erahnen. Und das Aussterben der Hebammen ist dadurch nur eines der bitteren Symptome. Erst wenn Frauen, sich mit all Ihren Facetten und damit auch als Mütter selbst Anerkennen, sich der Tragweite Ihrer natürlichen Gaben Bewusst werden und den nötigen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnehmen, wird ein Menschenleben wieder mehr Wert sein, als der Versicherungsbeitrag, für etwas das unbezahlbar ist.

Es ist ein Anfang sich selbst Fragen zu stellen.

Wie kann es sein das wir in Deutschland Atomkraftwerke versichern können, jedoch nicht einen Beruf der unsere Menschenwürde wahrt?

Darf es bei diesem Thema überhaupt um Geld gehen?

Wo wollen wir als Gesellschaft hin: Ohne Empathie keine Demokratie und wie wollen wir das erreichen, wenn es selbst bei der Entstehung der kleinsten Zelle einzig ums Kapital geht?

Ich hoffe ich konnte Sie dazu inspirieren, mit ganz viel Selbstbewusstsein aufzustehen um für Sie und all die nachfolgenden Generationen das Recht auf eine selbstbestimmte Schwangerschaft und Geburt einzustehen.

Engagieren Sie sich, lassen Sie Ihre Stimme hören. Geben Sie denen die noch keine Stimme haben und denen die noch kommen möchten eine Stimme.

Wenden Sie sich an Ihre Krankenkassen, an den Gesundheitsminister und machen Sie andere auf die Situation aufmerksam.

Nun sind wie oben schon geschrieben drei Jahre ins Land gegangen und zum positiven hat sich die Situation bisher nicht verändert.

Inzwischen hat sich aber mein Blickwinkel auf das ganze verändert:

Noch mehr als vor drei Jahren bin ich inzwischen der Überzeugung das weder „die da oben“ noch „die bösen Ärzte“ an dem ganzen schuld sind.

Vielmehr bin ich überzeugt davon das wir vor uns vor einem Missstand sehen welchen wir selbst organisiert haben.

Wer möchte das die Situation sich verändert muss selbst EIGENVERANTWORTLICH handeln.

Im Prinzip ist das ganze einfach zu verstehen, wenn wir uns die Kette anschauen und sie bis ins letzte Glied aufdröseln:

Hohe Kaiserschnittraten, viele Interventionen während der Geburt, kaum noch Hebammengeleitete Kreissäle, kleine Kliniken schließen-

Warum?

Die Nachfrage regelt das Angebot- die meisten Frauen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren viel Wert darauf gelegt sich in großen Kliniken entbinden zu lassen. Gab es die Wahl (und am Ende haben wir die doch so ziemlich immer) fiel die eher auf das große Klinikum, mit Neonatologischer Station, 24 Std. verfügbarem Anästhesisten und anderen Faktoren die als wichtiger „Sicherheitsaspekt“ erachtet werden.

Warum entscheiden sich Frauen eher für diese Kliniken?

Frauen in Deutschland entscheiden sich in den allermeisten Fällen für eine Vorsorge beim Frauenarzt. Viele Frauen wissen gar nicht, dass die Hebamme auch alle Vorsorgeuntersuchungen machen könnte. Der erste Weg ist in den allermeisten Fällen der in eine Frauenarztpraxis.

Dort kontrolliert der Arzt ob die Schwangerschaft bestätigt werden kann, das Kind gesund, die Mutter gesund (etc.) ist.

Klingt doch prima!...?

Prinzipiell ist natürlich Prima das wir uns hier eines so hohen medizinischen Standards erfreuen können. Ich nehme mir an dieser Stelle trotzdem heraus, einen kleinen Vergleich an zu bringen:

Natürlich ist es schön das wir bereits so fortschrittliche Fahrzeuge haben. Egal wohin, unser Auto fährt uns und das Navi darin sagt wo lang.

Uns allen ist aber auch klar: Wer alle Strecken mit dem Auto zurücklegt und jede Route übers Navi ansagen lässt wird unfit. Ich brauch das glaube ich gar nicht so weit auszuführen- Bewegen wir uns zu wenig verkümmert Muskulatur, unsere Vitalität leidet enorm und wir werden krank. Nutzen und schulen wir unseren Orientierungssinn nicht verkümmert auch dieser.

Seht Ihr die Parallelen?

Frauen müssen in der Schwangerschaft lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie müssen sich und Ihre Stärke entdecken können, gemeinsam mit dem Kind wachsen.

Geben Sie diese Verantwortung ins außen ab, steigt die eigene Unsicherheit und das Bedürfnis nach Sicherheit wird immer größer.

Ist eine Frau die ganze Schwangerschaft über darauf angewiesen zu hören was der Frauenarzt zu Ihrem und dem Zustand Ihres Kindes sagt festigt sich bei den meisten Frauen folgendes Gefühl :

  1. Mein Baby ist in mir nicht sicher. (Ihr Kind ist zu groß, zu klein, zu dies zu das…Ihre Werte sind zu…..)

  2. Gut das es jemanden gibt der auf mich und mein Baby aufpasst, der es/mich retten kann, wenn etwas Schlimmes passiert.

Daraus entsteht jedoch kein stärkendes Gefühl hinsichtlich der Geburt!

Die Erwartungshaltung das ja jemand da sein muss um das Baby und die Mutter zu retten, steigert sich immer weiter. Im schlimmsten Fall traut sich die Mutter am Ende der Schwangerschaft die Geburt gar nicht mehr zu und hat so große Angst das Sie sich einen Kaiserschnitt wünscht.

Warum ist das so, warum trauen sich viele Frauen das natürlichste der Welt nicht mehr zu?

In meinen Augen sind Frauen bei weitem noch nicht so emanzipiert wie Sie es sein könnten und sollten:

Noch versuchen Frauen in einem Männerorientiertem System gut zu funktionieren. Wir wollen Gleichstellung statt unsere Andersartigkeit als "neue Norm" zu stellen und damit auf gleiche Wertigkeitsebene zu bringen! Ein Fuchs wird immer ein schlechter Fisch sein. Dann ist er weder das eine noch das andere, akzeptiert er sich jedoch in seinem Fuchsdasein mit seinen Bedürfnissen, wird er vermutlich einen ganz passablen Fuchs abgeben.

Es muss sich grundlegend etwas im Bewusstsein von Frauen verändern sodass die oben genannten Werte auch tatsächlich den echten Stellenwert in unserem sozialen System, in unserer Gesellschaft einnehmen können!

Das Problem sind nicht die Männer, die Regierung, die Krankenkassen oder die Ärzte. Das Problem beginnt dort wo Frauen sich Ihrer Kompetenzen nicht bewusst sind.

Wer sich in seinem Können sicher ist, der kennt ganz klar auch seinen Wert- in jeglicher Hinsicht!

Wer jahrelang studiert hat, vielleicht sogar schon in dem Beruf gearbeitet hat der wird sich eben nicht für einen Hungerlohn anstellen lassen, sondern kann sich selbstbewusst präsentieren.

Eine Frau die sich Ihrer weiblichen Stärken bewusst ist, tritt gesellschaftlich auch dementsprechend auf.

Dafür müssen wir bereits die kleinsten Stärken von Anfang an- Mädchen ein neues Bewusstsein vermitteln für Ihren Körper sodass Sie Ihren Zyklus nicht als Übel und Nachteil für uns Frauen sondern als absolute Besonderheit und Kompetenz war nehmen.

Daraus kann dann auch bewusste Schwangerschaft entstehen und daraus wiederum eine bewusste und selbstbestimmte Geburt.

Und dieses Erlebnis kann dann das sein was es eigentlich für jeden Menschen sein sollte: stärkend! So kann es wieder mehr Kompetenzgefühl schaffen für die große Herausforderung des Mutter seins.

Dann hat die Frau erfahren: Ich kann Leben schenken. Und genau das ist nun mal eine unserer urweiblichen Kernkompetenzen.

In diesem Sinne: lasst uns aufstehen. Jede Frau auf Ihre Art. Lasst und gegenseitig hoch helfen, statt im Wettbewerb aus zu loten welche Frau Glucke oder Rabenmutter ist, uns gegenseitig unter die Arme greifen. Steht für Euch ein, für Eure Art Frau und Mutter zu sein. Sucht Euch Hilfen. Hilfen die Euch langfristig dazu helfen Euch eurer selbst zu ermächtigen. Dazu zählt eben auch- sucht Euch kompetente Hebammen in Eurer Schwangerschaft- lässt Euch aufbauen und stärken. Lasst Euch aufklären, sammelt das Wissen das Ihr braucht um gestärkt und gut vorbereitet in Eure Geburt zu gehen.

Genau das solltest Du Dir selbst Wert sein!

Herzlich

Morija

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Hier schreibe ich für Euch:

Morija Heckel, Gesundheitsberaterin der Chinesischen Medizin über Zyklus- und Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Mamasein und über Begebenheiten aus meinem Arbeits- und Mamaalltag!

Schön das Du hier vorbei Schaust

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